Elternzeit im Dezember richtig nutzen: Ein ausführlicher Reisebericht mit Kleinkind in der kalten Jahreszeit über die Kapverdische Insel Boa Vista in Afrika und das Hotel RIU Karamboa mit seinem mauretanischem Stil und brasilianischen Touch.


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WOHIN SOLLEN WIR IM WINTER VERREISEN?

Der erste Erholungsurlaub nach der Geburt – herrlich! Ich konnte es kaum erwarten. Ich wollte nicht kochen, nicht putzen, mich um nichts kümmern. Einfach nur die Zeit mit der Familie genießen. Damit kam kein Individualurlaub für uns in Frage. Klassisches All-Inklusiv war angesagt. Allerdings gab es da so eine klitzekleine Sache: Wohin sollen wir im Winter verreisen?

Aus beruflichen Gründen musste mein Mann einen Teil seiner Elternzeit in den Dezember verschieben. Wir wollten Sommer, Spaß und Sonnenschein. Die Wintermonate sind ideale Reisemonate, um weit weg in tropische Länder auszuweichen und in der Sonne zu brutzeln. Tropische Länder? Mit Kind? Langstreckenflug? Pfff, nein danke!

Von unserem Flug nach Sofia im Sommer wussten wir, was wir unserer Tochter zumuten können und was eben nicht. Langstrecke war definitiv nicht drin. Mit einem anderen Kind vielleicht, aber unsere kleine Maus ist einfach zu quirlig. Und Business Class war einfach zu teuer.

Also haben wir uns die Mittelstrecken angeschaut. Im Nahen Osten waren wir schon oft – da wollten wir nicht unbedingt wieder hin. Und die Kanaren? Erstens kannten wir die Hauptinseln schon und zweitens ist es dort im Dezember zu kalt, um im Atlantik zu baden.

Wohin also dann? Mal weitergeschaut: Die Kapverdischen Inseln.

„Kap Verde“, rufe ich laut aus. „Kaputt, was?“, fragt mein Mann. „Die Kapverdischen Inseln!“ antworte ich ihm begeistert.


DIREKTFLUG VON HAMBURG NACH SAL REI


6,5 Stunden Flugzeit ohne Umstieg mit einem Direktflug von Hamburg nach Sal Rei. Die maximale Flugzeit, die wir uns mit unserer Tochter zugetraut haben. Ohne Zeitumstellung. Perfekt. Reise gebucht. Wir haben sogar eine Woche für Oma mitgebucht, damit sie die erste Woche auf unsere kleine Maus aufpassen konnte.

DER HINFLUG

Der Flieger ging um 6.45 Uhr von Hamburg los. Ideal für die Schlafbedingungen unserer Tochter. Wir haben uns gut für den Flug vorbereitet: Oma ist schon einen Tag eher bei uns zu Hause untergekommen, damit wir alle zusammen mit dem Taxi zum Flughafen kommen konnten. Ich habe 4 Tage vor Abflug ein Großraumtaxi bestellt. Den Wecker auf 4 Uhr gesetzt. Taschen waren schon gepackt. Unsere Kleine konnten wir problemlos wecken, direkt umziehen und in den Maxi Cosi legen. Die Fahrt zum Flughafen von uns ist kurz – satte 10 Minuten.

Am Flughafen angekommen, war wirklich alles easy. Unseren Reisebuggy konnten wir bis zum Gate mitnehmen. Den eigenen Buggy konnten wir auch schon beim Sperrgepäck abgeben und den dann in einen Leihbuggy umtauschen. Dieser hat jedoch keine Liegefunktion und so entschieden wir uns unseren zu behalten. Beim Gate haben wir den Maxi Cosi und den Buggy in Transporttaschen umgepackt und beim Bordpersonal abgegeben. In der Zwischenzeit konnte ich die Kleine in die Trage umbetten.

INSIDER TIPP: Kinder, die wach sind, können sich an den Kinderstationen am Hamburger Flughafen die Zeit vertreiben.

Es war genügend Platz im Flieger. In den letzten Reihen haben sich die Passagiere sogar hinlegen können und konnten schlafen, da es noch dunkel war. Um 8 Uhr wurden wir bei Piloña mit einem wunderschönen Sonnenaufgang begrüßt.

PRAXIS TIPP: Das Kind im Pyjama lassen, damit es gemütlich im Flieger weiterschlafen kann.

Unsere Tochter wurde dadurch wach und ist erst wieder bei Ankunft in Sal Rei, pünktlich zum Mittagsschlaf, wieder eingeschlafen.

DIE ANKUNFT AUF BOA VISTA

Schon am Zielflughafen war Vieles entspannter als in Deutschland. Ich war Zeuge, wie beim Kofferband ein Koffer abrutschte und sich bei der Luke verkeilt hatte. Die darauf ankommenden Koffer auf dem Kofferband türmten sich. Alle Koffer stapelten sich und irgendwann war der Turm zu groß, sodass die Koffer nach und nach alle vom Band fielen.

Keinen hat es kümmert. No stress eben. Nach einigen Minuten erst ist ein Security Mann mit lässigem Gang gekommen und hat auf die Notbremse gedrückt; das Band hielt an. Die Touristen haben entspannt ihre Taschen und Koffer aus dem Stapel gezogen. Jetzt müsste man sich das Szenario in Deutschland vorstellen: Das Gemecker wäre nicht zu überhören und der Satz: „Ich beschwere mich beim Abfertigungschef persönlich!“ wäre schon längst gefallen.


NO STRESS – DAS MOTTO DER INSEL


Wir schnappten uns unser Gepäck und gingen Richtung Reisebus. Es war sehr heiß. Wir hangelten uns von Schatten zu Schatten. Auf dem Weg zu den Bussen quetschen uns die Einheimischen Flyer in die Hand mit beliebten Ausflugzielen und Touristenattraktionen, wie z.B. Quad fahren. “Was soll man denn hier großartig machen?”, dachte ich. “Ich bin hier, um zu entspannen. Ciao!”

Im Bus angekommen hat die Babyschale nicht auf den Sitz im Bus gepasst. Nur auf dem vorderen Sitz in der ersten Reihe. Ich habe mit einem anderen Gast die Plätze getauscht. „Wir fahren doch nur fünf Minuten, da können Sie das Kind doch auf dem Schoß halten!“ Kaum aus Deutschland raus, schon ganz entspannt, was? „Äh, nein!“, erwiderte ich.  Gerade aus Deutschland gelandet, da kann ich doch nicht einfach in afrikanischen Verhältnissen meine Prinzipien verwerfen. Die Sicherheit meiner Tochter ging vor.

Und schon sprang der Reiseleiter in den klimatisierten Bus. MC Tui Mitarbeiter schnappte sich das Mikrofon und legte mit seiner bereits zum 100-mal auswendig gelernten Rede los:

„Bom dia! Willkommen auf der Kapverdischen Insel Boa Vista. Vor der Küste Westafrikas liegt die Inselgruppe Ilhas de Barlavento zu deutsch „Inseln über dem Wind.”

Wind? Aha, davon habe ich im Internet nichts gelesen. Wenn das hier so eine Nummer, wie Fuerte Ventura wird, dann Prost-Mahlzeit. Auf Wind habe ich nun wirklich keine Lust. Davon habe ich in Hamburg genug.

„ … am Atlantischen Ozean. Boa Vista ist die zum afrikanischen Festland am nahe gelegenste Insel.“ , hallt es weiter aus den Lautsprechern. Oha, die Geografiestunde geht weiter.

„Boa Vista ist für die Sanddünen und mondähnlichen Vulkanlandschaften der Wüste von Viana bekannt. Zu den bekanntesten weißen Sandstränden gehören Tortuga und Santa Monica.“

Oh, ein Ausflugsziel, schnell merken.

„Es gibt nur eine Handvoll Hotels auf der Insel. Individual Urlaub ist hier noch ausbaufähig. Die Insel hat sich auf All-Inklusiv Touristen spezialisiert. Investoren haben erhebliche Kosten beim Bau eines Hotels. Da wundert es nicht, dass namenhafte Hotels, wie Riu oder Iberostar hier aufgestellt sind. Wir haben drei RIU Hotels auf der Insel. 2008 wurde das Karamboa erbaut, 2011 das RIU Touareg und anschließend – seit Neustem – das RIU Palace. Sie haben Glück, hier zu sein, denn das RIU Karamboa ist komplett ausgebucht!“

Und schon waren wir da. Keine fünf Minuten Busfahrt. Der kürzeste Transport vom Flughafen bis zum Hotel, den ich je hatte. Nun war es mir doch schon fast ein bisschen peinlich, dass ich eben so eine Szene wegen der Babyschale gemacht hatte. Man konnte tatsächlich noch den Flughafen aus dem Fenster sehen.

DAS HOTEL

Unser RIU Hotel lag direkt am feinsandigem Strand Praia las Dunas. Zum Flughafen konnte man förmlich rüber schauen. Allerdings gab es keinen Fluglärm, da nur einige Maschinen die Insel tagsüber angeflogen haben.


KEIN FLUGLÄRM TROTZ FLUGHAFENNÄHE


Das Karamboa ragte aus den Sanddünen hervor. Es wirkte wie eine Fata Morgana. Eine wilde Oase in der kargen Wüstenlandschaft.

Das Karamboa ist eine wunderschöne Anlage mit vielen Palmen. Das Hotel ist im mauretanischen Stil gehalten. Ich hatte auf jeden Fall das Gefühl irgendwo im afrikanischen Raum zu sein.


IRGENDWO IN AFRIKA


Wir haben ein Zimmer mit Meerblick bekommen. Allerdings muss ich vorab gleich erwähnen, dass ich das Zimmer im Vorfeld angefragt habe, ohne zu wissen, dass dieses Hotel keine Fahrstühle hat. Auch keine Rampen, um mit dem Kinderbuggy in den 2. Stock zu kommen. Das RIU Palace ist das einzige Hotel auf der Insel mit Fahrstühlen. (Stand: Dezember 2019).

Zum einen war es schön im zweiten Stock auf das Meer zu schauen und Niemandem über dem Kopf zu haben der laut rumtrampelt. Da die Bauweise jedoch sehr hellhörig ist, konnte man die Nachbarn links und rechts trotzdem hören. Zum anderen mussten wir entweder den Buggy unten stehen lassen, wenn wir ins Zimmer wollten (z.B., um die Kleine zu wickeln) oder, wenn sie geschlafen hat, den Buggy immer wieder in den 2. Stock hochtragen. Zwar war dies ein gutes Krafttraining für meinen Mann, aber nix für unsere schwachen Nerven.

Wir haben bei Ankunft direkt überlegt, das Zimmer zu wechseln, allerdings hat man keine Möglichkeit im Erdgeschoss von der Anlage über den Balkon in sein Hotelzimmer zu gelangen. Auch hier müsste man den Buggy über die Balustrade heben. Also haben wir entschieden, oben zu bleiben.

Oma hat das Zimmer nebenan erhalten. Praktisch, da die Kleine die erste Woche bei Oma schlafen konnte. Im Falle eines Falles waren wir immer an Ort und Stelle und konnten sie nachts beruhigen.

DAS ESSEN

Direkt nach der Ankunft sind wir zum Lunch gegangen und wurden dort von einem Karnevalszug begrüßt. Laute Trommeln, viel Samba und bunte Outfits. Eine Bombenstimmung am Pool. Zu dem brasilianisch angehauchten Empfangskomitee gab es an dem Tag Kapverdische Küche: Ob frischer Fisch, tropische Beilagen, asiatische oder afrikanische Gerichte – für Jeden war etwas dabei!

Das Beste an dem Hotel war wirklich das Essen! Ich war noch nie in einem Hotel mit einer so großen Vielfalt. Drei a la carte Restaurants und mehrere Hauptrestaurants. Die einzige Lücke beim Essen war von 17.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Ich habe leider keine Fotos vom Essen geschossen. Ich bin A) nicht so der Foodtype und B) habe ich mich darauf konzentriert, dass unsere Tochter schnell einen vollen Teller hatte. Allerdings habe ich mir vorgenommen bei der nächsten Reise auch dies zu dokumentieren.

Im Hauptrestaurant „Santiago“ wird international gekocht. Es gibt glutenfreie Gerichte ohne Gebühr (Anfrage notwendig), vegetarische Gerichte und Showcooking. Kinderhochstühle sind reichlich vorhanden. Hier haben wir jeden Tag gefrühstückt. Abends haben wir oft auf der Terrasse im Nichtraucherbereich gespeist.

INSIDER TIPP: Den besten Kaffee/Espresso gibt es an der Lobbybar Morabeza. Dort ist ein Kaffee Vollautomat. Alle anderen Kaffeemaschinen in der Anlage sind Pulverkaffee-Maschinen. Im Zweifel die Italiener fragen. Die wissen immer, wo der beste Espresso zu haben ist! =)

Und dann gab es noch drei Spezialitätenrestaurants, bei denen eine Reservierung min. zwei Tage im Voraus (ohne Gebühr) an der Lobby getätigt werden muss.

Zum einen das „Barlovento“: Landestypische Küche, in kühlen Meeresfloren an zwei Essenszeiten am Abend. 

Dann noch das Spezialitätenrestaurant „Buda“: Dort erhält man asiatische Küche am zwei Essenszeiten am Abend. Angemessene Kleidung ist hier erwünscht.

Und dann noch mein persönlicher Favorit: Das Spezialitätenrestaurant „Las Dunas: Am Pool wird afrikanisches Essen mit Kerzenlicht und live Musik an zwei Essenszeiten am Abend serviert. 

DER STRAND

Nach dem Essen ging es direkt zum Hoteleigenen Sandstrand. Der Strand ist ein Traum. Feiner Sand, türkisblaues Meer – wohin man schaut, nur Sand und Wasser. Genügend Liegen unten schattenspendenden Palmen. Kein Liegenkrieg. Einfach herrlich! Aber was ist das? Eine rote Fahne? Was hat das zu bedeuten?

Im Dezember ist es in der Regel sehr windig auf der Insel. Für Kitesurfer ideal – zum Baden leider nicht. Und schon gar nicht für die Kleinsten, da eine sehr starke Strömung herrscht und sich sehr hohe Wellen bilden. Das war schon eine Attraktion solch hohe Wellen an der Brandung brechen zu sehen. An einem Tag sind die Wellen sogar so groß gewesen, dass das Wasser unsere Liegen überschwemmt hat. Der Baywatcher musste ständig auf seiner Trillerpfeife Gäste abmahnen, die todesmutig vor den Wellen das beste Foto für Instagram schießen wollten und dabei die Gefahr der geballten Wasserkraft vergaßen.

Von dem dreiwöchigem Aufenthalt hatten wir nur an 3,5 Tagen eine gelbe Fahne. Die Grüne haben wir nie gesehen. Ich war demnach auch nur dreimal im Meer baden. Und das eine mal davon war am Strand von Santa Monica bei unserem Inselausflug. Eine Abkühlung gab es meist nur am Pool.

Dort ist auch die Poolbar, von der aus wir uns Getränke für den Strand mitgenommen haben. Die Cocktails werden wirklich gut zubereitet. Eine Strandbar gibt es leider nicht.

Die Poolbar schließt um 18 Uhr. Um den Sonnenuntergang mit einem Sundowner zu genießen, mussten wir uns sputen. Anschließend sind wir rüber zum Theater und haben uns dort bis zur Minidisco die Zeit vertrieben. Anschließend sind wir zum Abendessen gegangen. Wir haben fast immer draußen gesessen, da es dort viel ruhiger und vom Ambiente viel ansprechender war.

PRAXIS TIPP: Babytrage anstelle des Buggys an den Strand nehmen.

An Tagen, an denen unsere Tochter sehr müde war, haben wir die Disco ausfallen lassen und sind direkt als erste Gäste beim Buffet aufgekreuzt. Wir haben uns eine Karaffe Wein mit aufs Zimmer genommen und auf unserem Balkon den Abend bei einem sternenklaren Himmel ausklingen lassen.

DER KINDERBEREICH

Der Kinderpoolbereich ist abgeschieden vom Rest der Poollandschaft und in einem Kreis durch Büsche abgeschirmt. Durch den oft aufkommenden starken Wind sind die Kinder dort davor geschützt. Es gibt genügend Schatten und auch der Babypool ist überdacht. Der Bereich bietet auch einem kleinen Sandspielplatz. Die Kinder sind sehr abgeschottet von dem Rest der Anlage. Für die anderen Gäste ist es bestimmt entspannter, wenn die Kleinkinder nicht direkt an der Poolbar rum jammern. Für die Eltern hingegen heißt es jedes Mal losgehen, wenn etwas benötigt wird. 

Es gibt keine Toiletten oder Wickelmöglichkeiten am Kinderpool – eine Bar leider auch nicht. Wir mussten jedes Mal einen langen Weg zur Poolbar zurücklegen und man hat auch nur zwei Hände, um Getränke mitzunehmen. Einen Wickelbereich gibt es am großen Pool. Der Weg zum Zimmer war nicht weit, da unser Zimmer auf der Seite der Kinderpoolanlage war.

Der Poolbereich ist mit Steinen gepflastert, die in Kombination mit Wasser sehr rutschig sind und hierdurch eine Rutschgefahr besteht. Definitiv sollte man Wasserschuhe für die Kleinen einpacken, um mögliche Verletzungen und blaue Augen zu vermeiden.

Es gab einen Kinderclub am Kinderpool, der täglich vormittags und auch nachmittags geöffnet war. Das Programm war passiv. Die Kinder konnten sich in den Räumlichkeiten aufhalten, der Fernseher lief nebenbei und es gab einen Wasserspender, sowie Toiletten – allerdings nur für Kinder. Es gab kein aktives Kinderprogramm.

Wer die Zeit für sich noch mehr ausdehnen möchte, der kann einen Babysitter auf Anfrage für EUR 15 pro Stunde an der Rezeption buchen. (Stand: Dezember 2019). Hier das Hotel gebeten die Anfrage schon vor Reiseantritt zu stellen.

PRAXIS TIPP: Wellnessbereich nutzen, wenn das Kind eingeschlafen ist. 

Das Hotel hat mehrere Souvenirshops und einen Minimarkt, der so ziemlich alles im Angebot hat: Windeln, Sonnencreme, Spielzeug, etc., allerdings zu hohen Preisen und auch nicht von Pampers. Wer also nicht zwingend auf seine bewährte Windelmarke verzichten möchte, sollte genügend Windeln im Gepäck haben. Ihr könnt euch vorstellen, dass wir einen ganzen Koffer voll mit Windeln dabei hatten. Wir sind tatsächlich mit unseren Windeln ausgekommen.

Hier die progressive Berechnung meines Mannes:
3 Wochen, 7 Windeln pro Tag = 147 Windeln insgesamt.

PRAXIS TIPP: Genügend Windeln mitnehmen. Zur Not erhält man Windeln im Minimarkt für den 3-fach höheren Preis.

Ein Spaziergang mit dem Buggy war nur im Hotel möglich. Außerhalb des Hotels gab es nur eine steinige Straße, die zum Flughafen führt.

Nach drei Wochen kannten wir jeden Winkel des Hotels. Unsere Tochter ist halt eine kleine Diva und schläft nur im Buggy ein. Daher haben wir sie in der Hotelanlage rumgefahren, bis sie eingeschlafen ist. Leider ging dies nicht direkt am Strand, da dort keine Promenade war. Anders als auf der Insel Sal, wie ich später hörte.

PRAXIS TIPP: An der Lobbybar haben wir unsere Fläschchen sterilisieren lassen. Die Bar ist rund um die Uhr besetzt. Es gibt dort auch eine Mikrowelle und einen Wasserkocher, um Essen zu erwärmen oder eine Flasche zuzubereiten. Das Personal ist sehr nett und hilft gerne.

750 Zimmer, eine große Parkanlage, viel Betrieb, alle Gäste müssen bewirtet werden: Das macht sich bemerkbar. Man sieht es nicht nur, man hört es auch – leider. Der einzige wirklich ruhige Ort, an dem unsere Tochter ungestört und ohne Lärm schlafen konnte, war der alte, verlassene Schildkrötenpool. Dort gab es keine Animation, keine betrunkenen Gäste, keine Golfcards, die mit klapperndem Geschirr rumgefahren sind. Wir haben uns Getränke und Bücher mitgenommen und dort im Schatten gelesen.

BOA VISTA AUSFLÜGE

Wir haben in unserer ersten Woche eine ganztägige Inseltour (s. Beitrag: Große Boa Vista Inseltour) gebucht. Abgesehen davon haben wir das Hotel nur noch einmal verlassen, um uns das Schwesternhotel Riu Palace anzuschauen. Für diese Tour mussten wir uns bei der Rezeption anmelden und wurden mit einem Guide dorthin eskortiert. Ein Alleingang auf eigene Faust ist leider nicht möglich.

Das Palace ist vor zwei Jahren neu erbaut worden und definitiv moderner, als das Karamboa. Es ist sehr clean und stylish. Mir gefällt der mauretanische Stil des Karamboa allerdings besser. Das RIU Palace hingegen könnte überall auf der Welt präsent sein. Es hat keinen Bezug zu der Insel. Es hat auf mich den Eindruck eines „Adult Hotels“ gemacht.


RIU PALACE STYLISCHES AMBIETE MIT EXQUISITER VERPFLEGUNG


Da das Hotel neu erbaut ist und die Pflanzen noch einige Jahre benötigen, um größer zu werden, ist die ganze Anlage sehr hell und der Sonne ausgeliefert. Selbst am Kinderpool konnten wir kaum Schatten finden. Absolut ein schönes Hotel, mit schickem Ambiente und einer noch höheren und feineren Auswahl an Essen und Getränken (Wein im eigenen Kübel am Tisch), allerdings ist es noch nicht für Kinder geeignet. Insofern war ich froh, dass wir im Karamboa waren.

INSIDER TIPP: Wer nicht überteuerten Kaffee am Duty-free-Shop am Flughafen kaufen möchte, der kann hier im Souvenir-Shop den Kaffee etwas günstiger bekommen oder gleich einen nächsten Ausflug nach Sal Rei planen.

DER RÜCKFLUG

Ein erholsamer Urlaub schließt mit einem nicht so erholsamen Ende ab. Um ehrlich zu sein, war es ein Albtraum.

Einen Tag vor Abreise hat es mich erwischt. Fast drei Wochen bin ich von Magen-Darm-Problemen verschont geblieben, aber am Ende war ich dann doch fällig. Ich glaube nicht, dass es daran gelegen hat, dass ich beim Duschen Wasser in den Mund bekommen habe. Ja, richtig gelesen: Zähne putzen geht leider nur aus Wasserflaschen, die bereitgestellt werden. Ich denke, ich habe etwas gegessen, was ich nicht vertragen habe, denn meinem Mann und unserer Tochter ging es gut.

Lädiert von dem Tag im Bett ging es mir zwar am nächsten Tag besser, allerdings mussten wir dann auch schon abreisen. Ich war nicht ganz so fit und unsere Maus bekam zudem noch Zähne. Na toll. Madame hatte dann auch ein Darmproblem. Und das bedeutet ziemlich oft Windeln wechseln. Uns stand ein 7-Stunden-Flug bevor. Den Hinflug hat sie gut gemeistert – den Rückflug leider nicht.

Es ist nämlich so: Der Flieger fliegt von Hamburg nach Boa Vista, lässt dort die Gäste für Boa Vista raus und sammelt gleichzeitig die Gäste für Hamburg wieder ein. Fliegt weiter auf die Nachbarinsel Sal, lässt dort die Gäste für Sal raus und auch die Fluggäste nach Hamburg müssen an dem Flughafen zunächst aussteigen. Der Flieger wird gereinigt und wieder flugtüchtig gemacht. Von dort nimmt der Flieger die Gäste für Hamburg aus Sal und Boa Vista, die zuvor ausgestiegen sind, wieder auf und fliegt erst dann nach Hamburg.

Für uns bedeutete dies, dass wir zunächst von Boa Vista nach Sal fliegen mussten, um dort dann weiter nach Hamburg zu kommen. Wir wussten nicht, dass es dabei recht wild zugeht. Es gab keine festgelegten Sitzplätze. Wir sind als letzte Passagiere in den Flieger gestiegen, damit unsere Tochter nicht zu unruhig wird und haben dann keinen Platz gefunden. Wir wurden von der Crew gedrängt uns hinzusetzen, konnten, aber keinen Platz finden. Der Flieger war voll ausgebucht.

Irgendwann hat sich ein Platz hinten gefunden, aber dann säße ich mit unserer Tochter alleine in der vorletzten Reihe. Ich habe da ein leichten Aufstand gemacht und gesagt, dass mein Mann neben mir sitzen muss, dass ich es alleine nicht schaffe. (Ich wusste ja, dass sie zahnt). Genervte Reisende verdrehten die Augen, es kam zum Konflikt, bis sich endlich eine Dame bereit erklärt hatte, den Platz neben mir frei zu machen und sich nach vorne zu setzen. Ach, auf einmal ist Platz da vorne, ja?

Wie dem auch sei, der Flug hat nur 25 Minuten gedauert. Hätte mir jemand diese Info vorher gegeben, hätte ich da nicht so einen Aufstand gemacht. In Sal angekommen, mussten wir noch Zeit überbrücken. Und da fing auch schon das Dilemma an:

Der Flughafen platze aus allen Nähten. Es gab keinen Platz. Noch nicht mal auf dem Boden. Für die 40 Minuten Wartezeit wollten wir nicht in die Lounge.

Und dann ging der Flieger Richtung Hamburg. Unsere Tochter war die ganze Zeit wach und der Flug entpuppte sich als Katastrophenflug. Wir mussten ihr acht Mal die Windel wechseln (inklusive Kleidung). Am Ende hatte ich keine frische Babykleidung mehr und so mussten wir sie ablenken, so gut es ging.

Aber es nützte alles nichts. Sie war durch – und wir auch. Am Ende hatte sie sich dann noch auf dem Heimweg im Taxi in der Babyschale eine volle Ladung in die Windel abgeliefert. “Nie wieder!” haben wir uns geschworen.

FAZIT

Geheimtipp für Kiter und Sonnenanbeter, die nicht im Meer schwimmen möchten.

Wir haben uns nach nicht allzu langer Recherche für das RIU Karamboa entschieden. Es wurde wirklich viel geboten. Angefangen von der Karnevalsstimmung al la Rio de Janeiro” bis hin zur top Animation. Das Programm, das Sportangebot und die Stimmung allgemein waren Bombe. Und trotzdem hatte man genügend Zeit sich zu erholen, auch mal ein Buch zu lesen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich zuletzt mal ein Buch gelesen habe. Wahrscheinlich irgendwann vor der Geburt. Es kam wir vor wie Jahrhunderte.

Die Insel ist nichts für Entdecker.

Im Endeffekt würde ich nicht nochmal nach Boa Vista fliegen. Ich würde mich für Sal entscheiden, allein schon aus dem Grund, dass man nicht umsteigen muss. Die Gäste, die nach Sal fliegen, müssen das Flugzeug nicht verlassen, sondern bleiben gemütlich im Flieger sitzen. Die Gäste aus Boa Vista hingegen müssen in Sal das Flugzeug verlassen.

Außerdem habe ich von anderen Reisenden gehört, dass Sal weitaus mehr ausgebaut ist und es sogar eine Strandpromenade gibt, die man für den Mittagsschlaf für Kinder gut nutzen kann. Falls also wieder mal ein Urlaub im Dezember mit Kind anstehen sollte, dann eventuell auf dieser Insel.

Abgesehen davon sind drei Wochen definitiv zu lange für diesen Ort. Die Wochen könnte man gut auf beide Inseln Boa Vista und Sal aufteilen – oder zumindest verschiedene Hotels. Wir wollten allerdings entspannen und mit Kind nicht immer wieder Koffer packen müssen. So hatten wir am Ende tatsächlich so etwas wie Langeweile. Man will es kaum glauben.

Ich hoffe, dass diese Einblicke bei zukünftigen Buchungen helfen. Obrigada fürs Lesen des Reiseberichtes!

Hier noch ein paar Anregungen, welche Sehenswürdigkeiten man noch so auf der Insel entdecken kann.


Disclaimer: Unsere Reise haben wir im Dezember 2019 angetreten. Die komplette Pauschalreise samt Hotelaufenthalt auf Boa Vista wurde von uns selbst geplant und bezahlt. Es gab keinerlei Sponsoren oder Unterstützer.