Heute befasse ich mich mit einem Thema, das selten im Rahmen einer Schwangerschaft besprochen wird: nämlich Zahngesundheit. In Deutschland bekommen wir während unserer Schwangerschaft ein Rundum-Sorglos-Paket von unseren Ärzten und Krankenkassen, aber woher wissen wir, was wichtig ist für unsere Gesundheit und die des Babys?


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Ich habe mich von meiner Zahnärztin zu diesem Thema beraten lassen. Sie verrät mir heute im Interview, warum der Besuch beim Zahnarzt nicht gescheut werden sollte und warum es während der Schwangerschaft ganz besonders wichtig ist auf die Mundpflege zu achten.


OSASHKA: Frau Surowitz, ich bin auf Rat meiner Frauenärztin bei Ihnen. Sie hat mir bei der Erstellung meines Mutterpasses geraten während der Schwangerschaft min. zweimal zum Zahnarzt zu gehen. Warum ist das so?

J. Surowitz: Guten Tag. Schön, dass Sie im Rahmen Ihrer Schwangerschaft den Weg in meine Zahnarztpraxis gefunden haben.Warum der Besuch beim Zahnarzt, vor allem in der Schwangerschaft so wichtig ist, ist leicht erklärt. Regelmäßige zahnärztliche Kontroll-, sowie Prophylaxetermine sind für die individuelle Zahngesundheit für Mutter und Kind von höchster Bedeutung. Ich als Zahnärztin, kann eine Karies im Frühstadium rasch erkennen und behandeln, um Zahnschmerzen und aufwändige Behandlungen zu umgehen.

OSASHKA: Viele Schwangere leiden unter Zahnfleischbluten. Ist dies ein Indiz für eine Schwangerschaft, wie viel Zahnfleischbluten ist normal und woran liegt das eigentlich?

J. Surowitz: Zahnfleischbluten, sowie Entzündungen des Zahnhalteapparates sind nicht immer unmittelbar ein Indikator für eine Schwangerschaft. Es existiert eine Vielzahl von Erkrankungen des Zahnhalteapparates, beispielsweise eine leichte Entzündung des Zahnfleisches, eine sogenannte Gingivitis oder eine manifeste Entzündung, die sogenannte Parodontitis, welche völlig unabhängig von einer Schwangerschaft auftreten kann.

Auch beginnende Zahnfleischprobleme, wie Entzündungen und Wucherungen sollten allen voran in der Schwangerschaft akribisch untersucht und nach Möglichkeit eliminiert werden. Heutzutage weiß man, dass das Auftreten von Parodontopathien, also Erkrankungen des Zahnhalteapparates schlimme Auswirkungen wie Fehlgeburten oder Gewichtsreduktionen des Kindes mit sich bringen können.

Wegen hormoneller Umstellungen im Rahmen einer Schwangerschaft, kann es individuell zu vermehrtem Auftreten von Zahnfleischbluten mit oder ohne Anschwellen des Zahnfleisches kommen. Einige Patientinnen beklagen dies allerdings nur marginal.

OSASHKA: Verstehe. Und was kann man dagegen tun?

J. Surowitz: Das Wichtigste ist die disziplinierte häusliche Mundhygiene, allen voran die Zahnzwischenraumpflege. Augenmerk sollte die schwangere Frau auf das sorgfältige Reinigen mit Interdentalbürstchen (interdental heißt in den Zahnzwischenräumen), und/oder Zahnseide legen. Ich als Zahnärztin berate Sie dahingehend individuell und sehr gerne – ein Patentrezept kann ich Ihnen leider nicht liefern.

Neben der zahnärztlichen Aufklärung und Beratung ist die professionelle Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis ebenfalls unumgänglich, um die Zahnfleischproblematik in den Griff zu bekommen und die Beschwerden der werdenden Mutter zu lindern.

OSASHKA: Und wo wir gerade beim Thema sind. Welche Zahnbürste und Pflegeprodukte sollte ich während der Schwangerschaft nutzen?

J. Surowitz: Generell empfehle ich weiche Zahnbürsten, seien es Handzahnbürsten oder elektrische Schallzahnbürsten, sowie die bereits erwähnten Interdentalbürstchen zur Pflege der Zahnzwischenräume. Nichtsdestotrotz ist die Wahl der richtigen Mundpflegeprodukte von Patient zu Patient verschieden und muss im Beratungsgespräch im Rahmen der Zahnreinigung erörtert und geschult werden; denn neben dem Know How ist die richtige Handhabung entscheidend für optimale Ergebnisse.

OSASHKA: Werden die Kosten einer PZR von der Krankenkasse übernommen?

J. Surowitz: Leider bleibt die professionelle Zahnreinigung eine Privatleistung, wobei einige Krankenkassen in Form von Bonusprogrammen zumindest teilweise Kosten erstatten. Auch übernehmen viele private Zahnzusatzversicherungen zumindest ein mal jährlich die Kosten für eine professionelle Reinigung.
Nachfragen lohnt sich! Eine professionell durchgeführte Zahnreinigung dauert je nach Aufwand 45 bis 60 Minuten und kostet bei uns EUR 80.

OSASHKA: Gibt es darüber hinaus zusätzliche Leistungen, die ich während der Schwangerschaft beanspruchen kann?

J. Surowitz: Ein kompetentes Aufklärungsgespräch erhalten schwangere Patientinnen bei uns zu allen Themen rund um Sie und Ihr Baby. Fluoride beispielsweise sind ein interessantes Thema, an dem sich die Geister scheiden und über die die werdende Mutter umfassend aufgeklärt werden sollte.

OSASHKA: Werden diese Kosten übernommen?

J. Surowitz: Natürlich.

OSASHKA: Wann ist der beste Zeitpunkt in der Schwangerschaft, um sich beim Zahnarzt vorzustellen?

J. Surowitz: Meiner Meinung nach ist das erste Trimenon für den ersten Prophylaxebesuch in meiner Zahnarztpraxis besonderes gut geeignet. Zu dieser Zeit kämpfen die meisten Frauen aufgrund von hormonellen Umstellungen bereits mit geschwollenem, gar blutendem Zahnfleisch.

Der regelmäßige Zahnarztbesuch, vorzugsweise alle drei Monate, ist speziell im Rahmen der Schwangerschaft unabdingbar. Im zweiten Trimenon können notwendige zahnärztliche Eingriffe sorgenfrei vorgenommen werden. Ästhetische und aufschiebbare Behandlungen sollten auf die Zeit nach der Geburt vertagt werden.

Im dritten Trimenon würde ich die zweite Prophylaxesitzung empfehlen, um vor der Geburt des Kindes alle Zahnoberflächen sowie Zahnzwischenräume nochmals akkurat zu säubern und schädliche Bakterien zu eliminieren. Dieser Termin sollte idealerweise nicht unmittelbar vor dem errechneten Geburtstermin stattfinden.

Auch nach der Geburt versuchen wir die frisch gebackenen Mütter für ein engmaschiges Recallsystem in meiner Zahnarztpraxis zu motivieren.

OSASHKA: Frau Surowitz, eine Freundin von mir durfte im 8. Monat keine Zahnreinigung mehr bekommen. Bis zur welcher SSW darf ich eine Zahnreinigung durchführen?

J. Surowitz: Das wundert mich, da eine professionell durchgeführte Zahnreinigung sowohl am Anfang, als auch zum Ende der Schwangerschaft erfolgen kann. Die werdende Mutter sollte allerdings individuell abwägen, ob Sie sich im Stande fühlt eine einstündige Behandlung an den Zähnen durchzuhalten.

Aufgrund der Liegeposition auf dem Zahnarztstuhl kann es zum sogenannten Vena-Cava-Kompressionssyndrom kommen, weshalb einige Zahnärzte die Behandlung im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft scheuen; allerdings gibt es geeignete Methoden die Patientin sicher und sorglos zu lagern.

OSASHKA: Ist das Baby während der Behandlungen gefährdet?

J. Surowitz: Die zahnärztliche Behandlung einer schwangeren Frau ist aus meiner Sicht unbedenklich, vorausgesetzt Sie fühlt sich sicher und wohl bei mir, obwohl mir durchaus bewusst ist, dass ich das ungeborene Kind mitbehandel. Die heutzutage in der modernen Zahnmedizin zur Betäubung verwendeten Anästhetika stellen kein Risiko für das Ungeborene dar. Der Stress durch die Schmerzen steht nicht in Relation zur zahnärztlichen Schmerzbehandlung.

OSASHKA: Welchen Rat haben Sie an werdende Mütter, die Angst vor einem Zahnarztbesuch während der Schwangerschaft haben?

J. Surowitz: Mir ist bewusst, dass jeder Mensch mit gewissen Ängsten hadert, so auch einige Patienten mit einer generellen Zahnarztangst. Das ist schade, da wir in der heutigen modernen Zahnmedizin tolle Fortschritte gemacht haben und alle Behandlungen nahezu schmerzfrei durchführen können. Vertrauen hat hier oberste Priorität, weshalb mein Team und ich stets versuchen individuell auf die Bedürfnisse eines jeden Patienten einzugehen, ganz gleich ob schwanger oder nicht.

OSASHKA: Was sollte ich tun, wenn ich Schmerzen habe? Welche Schmerzmittel darf ich während der Schwangerschaft einnehmen?

J. Surowitz: Medikamenteneinnahme während der Schwangerschaft ist ein sehr sensibles Thema, das unbedingt fachübergreifend (Frauenarzt/Frauenärztin, Hausarzt/Hausärztin) entschieden werden und abgewogen werden sollte. Aus meiner persönlichen Erfahrung empfehle ich: So wenig wie möglich und so viel wie nötig nach unbedingter vorheriger Absprache mit einem Arzt/einer Ärztin.

Eine Schwangerschaft schließt allerdings die Einnahme bestimmter Antibiotika oder Schmerzmittel im Bedarfsfall nicht gänzlich aus.

OSASHKA: Frau Surowitz, herzlichen Dank für den übersichtlichen Einblick und das nette Gespräch.

J. Surowitz: Ich danke Ihnen und freue mich auf Ihre nächste Routineuntersuchung in meinem Hause. Bei Beschwerden kontaktieren Sie mich jederzeit gerne.


Alle Leistungen zur Zahngesundheit findet ihr auf der Homepage von Frau Surowitz: https://www.zahngesundheit-surowitz.de/leistungen